Kriminalität und Ungleichheit in der Stadt: Die Berner Justizpraxis im 17. Jahrhundert

Die Wechselwirkungen von öffentlicher Ordnung, Sicherheit und Frieden stellten eine zentrale Herausforderung für Städte der Frühen Neuzeit dar. Das Projekt hat das Ziel, die Wechselwirkungen zwischen der komplexen Lebenswelt und obrigkeitlichen Gerichten auf Kriminalität und Ungleichheit zu untersuchen. Anhand von Gerichtsakten sollen Rückschlüsse auf die Produktion und Reproduktion von sozialer Ungleichheit gezogen werden. Dabei werden sowohl die Stadtgesellschaft als auch das Gericht als Räume von Kommunikation und sozialer Interaktion verstanden. Die Untersuchung basiert auf einer Verbindung von qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden und wendet die aktuell viel diskutierten Konzepte der 'Normkonkurrenz' und 'Intersektionalität' auf Gerichtsakten an.

Mit seinem mikrohistorischen Ansatz erwartet das Projekt auch einen Erkenntnisgewinn zur Geschichte der Stadtrepublik Bern in einem Jahrhundert zwischen relativer Prosperität und Krise.

Das Projekt zielt auf ein differenziertes Verständnis von Kriminalität, Kriminalisierung und sozialer Ungleichheit und hinterfragt damit die bis dato stereotype Thesenbildung der internationalen Forschung zum Konnex von Kriminalität und Geschlecht. Zudem leistet das Projekt einen Beitrag zur interdisziplinär diskutierten Intersektionsanalyse. Und es verspricht eine historische Grundierung des wiederkehrenden öffentlichen Diskurses über Integration, Kriminalität und Sicherheit.

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