Dr. Sarah Rindlisbacher Thomi

Assistentin / Mitarbeiterin der Geschäftsführung und Studienleitung

Professur für ältere Schweizer Geschichte / Institutsleitung

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sarah.rindlisbacher@unibe.ch
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B 105, Unitobler, Länggassstrasse 49
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Universität Bern
Historisches Institut
Länggassstrasse 49
3012 Bern
März 2021 Promotion an der Universität Bern mit der Dissertation "Botschafter des Protestantismus. Aussenpolitisches Handeln von Zürcher Stadtgeistlichen im 17. Jahrhundert"
2015 - 2020 Doktoratsstudium an der Universität Bern
Februar 2018 – Juli 2018 Forschungsaufenthalt am Reformation Studies Institute der Universität St Andrews, Schottland (Doc.Mobility-Stipendium des Schweizerischen Nationalfonds)
Seit 2015 Assistentin am Historischen Institut der Universität Bern (Ordinariat Holenstein, Abteilung ältere Schweizer Geschichte)
2015 Masterabschluss (MA-Arbeit „Zum Wohle des ‚Gemeinen evangelischen Wesens‘ und des ‚Protestant Cause‘. Die konfessionelle Diplomatie Englands und der eidgenössischen Orte Zürich und Bern in den Jahren 1655/1656“)
2013 – 2015 Hilfsassistentin und Tutorin am Historischen Institut der Universität Bern (Ordinariat Holenstein, Abteilung ältere Schweizer Geschichte)
2012 – 2013 Tutorin am Historischen Institut der Universität Bern (Ordinariat Windler, Abteilung Neuere Geschichte)
2006 – 2015 Studium der Geschichte und Anglistik an der Universität Bern
  • Geschichte der Schweiz in transnationaler Perspektive
  • Aussenbeziehungen der reformierten Orte der Eidgenossenschaft
  • Internationaler Protestantismus und konfessionelle Verflechtungen
  • Politik-, Diplomatie- und Konfliktgeschichte des 17. Jahrhunderts

Botschafter des Protestantismus. Aussenpolitisches Handeln von Zürcher Stadtgeistlichen im 17. Jahrhundert

Dissertationsprojekt

Laufzeit: 2015 bis 2020 (abgeschlossen)
Betreuung: Prof. Dr. André Holenstein (Bern)/Prof. Dr. Thomas Maissen (DHI Paris)

Die enge Verflochtenheit von Politik und Konfession kennzeichnet die Frühe Neuzeit insgesamt, und sie tut dies im Fall des eidgenössischen Ortes Zürich im Besonderen. Seit der Reformation genossen die Zürcher Geistlichen politische Mitspracherechte, die sowohl im eidgenössischen als auch im internationalen Vergleich als aussergewöhnlich zu bezeichnen sind. Während einige Formen der Einwirkung auf die Entscheidungen des Zürcher Rats – so etwa die politische Predigt und die sogenannten „Fürträge“ – bekannt sind, wurden andere Arten der politischen Einflussnahme in der Forschung bislang kaum thematisiert. Besonders die Aussenbeziehungen und die Verbindung einzelner Geistlicher mit ausländischen Diplomaten wurden bislang nur ungenügend aufgearbeitet. An diesem Punkt setzt das laufende Dissertationsprojekt an. Es untersucht, welche Rolle bestimmte Geistliche in der Diplomatie Zürichs im 17. Jahrhundert einnahmen und wie sich ihr Engagement insgesamt auf die Aussenpolitik ihres Standes auswirkte. Anhand von sechs Detailstudien, die jeweils auf Zeiten des intensiven Austauschs zwischen Zürich und fremden Mächten (darunter protestantische Reichsfürsten, die Niederlande, England und Schweden) fallen, soll das diplomatische Agieren von einzelnen Exponenten der geistlichen Elite – drei Antistites und drei Theologieprofessoren – deutlich werden. Im Zentrum stehen die (in- und ausländischen) Netzwerke der Geistlichen sowie die Praktiken, Medien und Kanäle ihrer Einflussnahme. Zudem interessiert das Verhältnis zwischen Religion und Politik respektive zwischen Geistlichkeit und Zürcher Rat sowie die Frage, wie der Rat die geistliche Mitwirkung beurteilte und welche Magistraten davon profitierten. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Studien- und Lehrjahre der Geistlichen im Ausland, die fester Bestandteil der kirchlichen und akademischen Laufbahn waren und es den Kirchenmännern ermöglichten, sich mit den wichtigsten protestantischen Zentren in Europa zu vernetzen. In Kombination mit der erheblichen Bedeutung der Konfession im politischen Diskurs wurde den Zürcher Geistlichen somit ein breites Aktionsfeld eröffnet, auf dem sie als Gesandte, diplomatische Broker, Meinungsführer und Informanten mitwirkten.

Die vaterländisch-patriotische Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts übersah dieses aussenpolitische Engagement von Geistlichen entweder ganz oder verurteilte es scharf, da die Geistlichen nicht selten die Anliegen einer transnational gedachten calvinistischen Glaubensgemeinschaft gegenüber den angeblichen „nationalen“ Interessen der (so noch nicht existierenden) Schweiz priorisierten. Transnationale Religionspolitik, grenzüberschreitende Glaubensgemeinschaft, europaweites Gelehrtennetzwerk – mit diesen Themenbereichen trägt die Arbeit aus politik-, diplomatie-, kirchen- und kulturgeschichtlicher Sicht zu einer transnational gedachten Schweizer Geschichte bei.

 

Artikel, Sammelbandbeiträge, Rezensionen

Sarah Rindlisbacher: Söldner für die Schweiz? Zürichs Pläne zur Anwerbung von fremden Truppen im 17. Jahrhundert, in: Regula Schmid Keeling/Philippe Rogger (Hg.): Miliz oder Söldner? Wehrpflicht und Solddienst in Stadt, Republik und Fürstenstaat (15.-18. Jh.) (Reihe Krieg in der Geschichte (KRiG)). Paderborn 2019, S. 251-271.

Sarah Rindlisbacher: Mit Gottes Segen und obrigkeitlichem Auftrag. Die Zürcher Gesandtschaftsreise von Johann Heinrich Hottinger zu protestantischen Reichsfürsten und in die Niederlande 1664, in: Philippe Rogger/Nadir Weber (Hg.): Beobachten, Vernetzen, Verhandeln / Observer, connecter, négocier. Diplomatische Akteure und politische Kulturen in der frühneuzeitlichen Eidgenossenschaft / Acteurs diplomatiques et cultures politiques dans le Corps helvétique, XVIIe et XVIIIe siècles. (Itinera: Vol. 45.) Basel, S. 68-91.

Sarah Rindlisbacher: Zur Verteidigung des „Protestant Cause“. Die konfessionelle Diplomatie Englands und der eidgenössischen Orte Zürich und Bern 1655/56, in: Zwingliana 43 (2016), S. 193-334.

Sarah Rindlisbacher: Rezension zu Martin Sallmann/Matthias Zeindler (Hg.): Dokumente der Berner Reformation: Disputationsthesen, Reformationsmandat, Synodus. Zürich 2013, in: Berner Zeitschrift für Geschichte 77/2 (2015), S. 79f.

Sarah Rindlisbacher: Zwischen Evangelium und Realpolitik. Der Entscheidungsprozess um die Annahme der französischen Soldallianz in Bern 1564/65 und 1582, in: Berner Zeitschrift für Geschichte 75/4 (2013), S. 3-39.

Herausgeberschaften

André Holenstein/Georg von Erlach/Sarah Rindlisbacher (Hg.): Im Auge des Hurrikans. Eidgenössische Machteliten und der Dreissigjährige Krieg. Baden 2015.

Konferenzbeiträge, Vorträge

Sarah Rindlisbacher: Ambassadors of Protestantism. Swiss Reformed Clergymen and their Influence on Foreign Relations with England in the 1650s. Beitrag am „Anglo-German Doctoral Seminar in Early Modern Religious History“ des Deutschen Historischen Instituts London am 03. September 2018.

Sarah Rindlisbacher: Anglo-Swiss Relations in the Seventeenth Century: Religion, Republicanism and Refuge - Part II: Diplomatic Relations between Oliver Cromwell and the Protestant Swiss Cantons. Beitrag am Swansea Symposium by the Sea: „Britain & Its Neighbours. Cultural Contacts & Exchanges in Medieval & Early Modern Europe“ an der University of Swansea am 29. Juni 2018.

Sarah Rindlisbacher: Eine europäische Gemeinschaft der Heiligen? Zürcher Geistliche und protestantische Aussenbeziehungen während des Pfälzischen Erbfolgekriegs (1688-1697). Vortrag an der Jahrestagung SGWSG/SSHES „Transnationale Geschichte(n) der Schweiz“ in Bern am 29. September 2017.

Sarah Rindlisbacher: Söldner für die Schweiz? Zürichs Pläne zur Anwerbung von fremden Truppen im 17. Jahrhundert. Tagung von Regula Schmid Keeling und Philippe Rogger „Miliz oder Söldner? Wehrpflicht und Solddienst in Stadt, Republik und Fürstenstaat (15.-18. Jh.)“ in Bern am 18. März 2017.

Sarah Rindlisbacher: Gottes Wort und weltliche Bündnisse. Zürcher Geistliche als Verfechter von politischen Beziehungen mit protestantischen Mächten im 17. Jahrhundert (im Panel von Philippe Rogger: Militärunternehmer und Geistliche als Diplomaten. Aussenbeziehungen als Feld des Machthandelns eidgenössischer Eliten im 17. Jahrhundert). 4. Schweizerische Geschichtstage in Lausanne am 9. Juni 2016.

Sarah Rindlisbacher: Angestiftet durch Cromwell? England, Zürich und Bern im Ersten Villmergerkrieg 1656. Vortrag im Rahmen des Vortragszyklus des Historischen Vereins Bern 2016/2017 am 18. Oktober 2016.