Dissertationsprojekt:
Obsession für Preise: Beziehungen zwischen marginalistischer Revolution und Börsenterminhandel
Das Projekt geht von der Beobachtung aus, dass einerseits die Deutungsangebote der ökonomischen Theorie unser Verständnis von «Wirtschaft» prägen. Andererseits nimmt es die Tatsache ernst, dass wissenschaftliche Erkenntnisse immer durch nicht-wissenschaftliche Paradigmen beeinflusst sind. Diese gegenseitige Prägung soll durch eine Untersuchung der Verbindungen zwischen dem Aufkommen der Grenznutzenschule bzw. des Marginalismus als Leitvorstellung der Ökonomie einerseits und der Entstehung eines modernen Börsenwesens und des Terminhandels andererseits in den Blick genommen werden. Bei beiden Phänomenen, die im späten 19. Jahrhundert auftauchten, wurden ältere Vorstellungen vom Wert der manuellen Arbeit und von der Fundierung der Wirtschaft im Bereich der materiellen Produktion ersetzt durch eine Fokussierung auf relative Preise. Das Projekt untersucht kulturelle Prozesse der Übersetzung zwischen ökonomischer Theorie und «realer» Wirtschaft und zwischen Materialität und Diskursivität im ökonomischen Bereich, wobei insbesondere die Rolle von Medien und Kommunikationssystemen ins Auge gefasst werden.