Wie gingen frühneuzeitliche Republiken mit Geheimnissen um? Das Forschungsprojekt stellt die gängige Dichotomie zwischen vormoderner Arkanherrschaft und moderner öffentlicher Demokratie in Frage, indem es die Praktiken der politischen Geheimhaltung in Territorien unter kollektiver Herrschaft untersucht. Es analysiert die Geheimhaltungsregime, die in den Orten der Eidgenossenschaft und anderen zeitgenössischen Republiken eingerichtet wurden, um Staatsgeheimnisse (secreta publica) kollektiv zu diskutieren, vor äusseren Zugriffen zu schützen und dauerhaft zu speichern. Das Projekt soll damit zu einem besseren Verständnis der politischen Kultur der frühneuzeitlichen Republiken, dem Strukturwandel politischer Öffentlichkeiten und der Ursprünge moderner demokratischen Institutionen beitragen. Mit seinem Fokus auf Praktiken des Verschweigens und den mnemotechnischen Aspekten der Geheimhaltung erprobt es zudem neue methodische Ansätze im Bereich der politischen Geschichte.
Das Projekt besteht aus drei miteinander verknüpften Teilprojekten, die unterschiedliche Aspekte der Thematik vertieft untersuchen. Der geographische Schwerpunkt der Teilprojekte liegt auf dem frühneuzeitlichen Corpus helveticum und seinen politischen und kulturellen Verflechtungen. In zwei Workshops und einer internationalen Konferenz werden die Ergebnisse der Teilprojekte in einen weiteren europäischen und transatlantischen Zusammenhang gestellt.