Empire of Scarcity: A Global History of Assam Rubber

Habilitation

Mein Habilitationsprojekt behandelt die politische Ökonomie des britischen Weltreichs anhand der strategischen Ressource Gummi. Anhand eines globalgeschichtlichen Ansatzes untersucht die Arbeit im Besonderen die prosperierende Entwicklung, den Niedergang und die erneute Mobilisierung der Commodity Frontier für Gummi in Nordost-Indien (Assam) von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die Jahre nach der indischen Unabhängigkeit. Als Folge von zunehmendem Raubbau an ‚wilden‘ Kautschukbeständen entlang der Tropen lancierten dort britische Wissenschaftler 1873 die erste große Kautschukplantage der Welt. Verstanden als ein Akt imperialer Prävention, um gefürchtete Rohstoff-Knappheiten in der Zukunft zu verhindern, zeigt die staatliche betriebene Ressourcen-Extraktion von sowohl wildem als auch systematisch kultiviertem Gummi, wie sich im Zeitalter der Industrialisierung neue Funktionen und Handlungslogiken imperialer Bürokratien unter dem Druck von Knappheits-Diskursen herausbildeten, und industrielle Produktionszentren in Assam entstanden.

Zudem erforscht das Buch, wie der koloniale Staat einheimische Kleinbauern in der Kultivierung von Kautschukplantagen schulte. Durch diese Entwicklungspolitik griff die Administration tief in die lokale Sozial- und Agrarstruktur ein, da tribal communities zunehmend in marktwirtschaftliche Dynamiken und die Geldwirtschaft integriert wurden. Gleichzeitig kooperierte die britische Administration mit indischen Kaufmannseliten wie den kapitalreichen Marwari-Händlern, die zunehmend den Export von Wildkautschuk kontrollierten, und imperiales Recht und Institutionen für eigene Zwecke und Interessen vereinnahmten. Dies erlaubt es, detailliert zu untersuchen, wie wichtig auch nichtwestliche Akteure für die Herausbildung des globalen Kapitalismus waren. Durch die zeitlich weitgefächerte Studie werden nicht nur die politische Regulierung von Raubbau an wilden Forstbeständen, die Errichtung offizieller und dann privater Plantagenökonomien für Kautschuk im 19. Jahrhundert mit ihren geschlechtsspezifischen Arbeitsformen, sondern auch Fragen von internationalen Ressourcen-Kartellen in der Zwischenkriegszeit sowie die Steuerung von Kriegswirtschaften im 20. Jahrhundert in den Blick genommen. Die Arbeit betrachtet zuletzt auch die ökonomischen, sozialen, und umweltgeschichtlichen Transformationen der Dekolonisierung und fragt nach den Kontinuitäten tropischer Ressourcen-gewinnung und Weltmarktintegration ländlicher Gesellschaften über politische Zäsuren hinweg.

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