Kulturhistorisch bilden Herrscherkörper ein ausgesprochen lohnenswertes Forschungsfeld: Das Spannungsverhältnis zwischen dem sozial geformten «Gesellschaftskörper» und dem Körper als Träger von Individualität ist hier besonders ausgeprägt:
- verkörpert der Herrscher die Monarchie als Institution und sein über Ornat und Zeremoniell definierter «Amtskörper» verändert sich mit dieser Institution.
- ist der Körper als Träger von Individualität das primäre Medium, über das die Distanz des individuellen Herrschers zur institutionalisierten Rolle sichtbar gemacht werden kann. Gleichzeitig kann der Körper in seiner Vergänglichkeit und Triebhaftigkeit thematisiert werden, um einen einzelnen Herrscher über seinen Körper jenseits von Zeremoniell und Insignien in pejorativer Absicht zu «entzaubern».
Methodisch sind dabei drei Ebenen zu unterscheiden: Literarische Repräsentationen von Herrscherkörpern, die jeweils in ihrem gattungsspezifischen Kontext zu analysieren sind, bildliche Repräsentationen mit ihren ikonographischen und objektgeschichtlichen Eigenheiten und schliesslich die Frage, inwieweit sich aus den Zeugnissen eine historische Praxis rekonstruieren lässt, die Aufschluss darüber geben kann, wie der «reale» Körper performativ die Monarchie repräsentierte.
Das Projekt nimmt diese Mehrdimensionalität des Phänomens «Herrscherkörper» in drei Teilprojekten in den Blick.