Mit Rauchfahnen in die weite Welt. Der Dampfschiffbau bei Escher, Wyss & Cie. und den Gebrüdern Sulzer, 1836–1928

14 Jahre nach der Einführung der Dampfschifffahrt in der Schweiz wurde ab 1836 bei Escher, Wyss & Cie. das erste Dampfschiff gebaut. Dass es überhaupt so weit kam, ist erstaunlich, denn die inneren und äusseren Umstände sprachen zunächst einmal dagegen: Das Unternehmen hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt in der Baumwollspinnerei und vor allem im Bau der dazugehörigen Maschinen hervorgetan und die Erfahrungen im Schiffbau beschränkten sich auf das Zusammensetzen der „Minerva“ 1834, eines in Manchester produzierten Dampfschiffs. Wegen der auch landesweit nicht vorhandenen Schiffbautradition, wie sie etwa die grossen Seefahrtnationen der Frühen Neuzeit kannten, konnte bei Produktionsbeginn weder auf die theoretischen und praktischen Grundlagen noch auf ausgebildete Fachkräfte oder Ingenieure zurückgegriffen werden. Darüber hinaus hatte die Schweiz zu diesem Zeitpunkt noch keinen durchgängig schiffbaren Meerzugang; schwere Transporte liefen über die Strasse und die wichtigsten Ressourcen, Kohle und Eisen, mussten importiert werden. Über die Gründe für diesen Einstieg, aber auch über die weitere Entwicklung der Produktion, deren Einflüsse und Umstände sowie die Veränderungen, welche sie auslöste, ist fast nichts bekannt und das, obwohl nautische und maritime Themen in Wissenschaft und Gesellschaft schon immer Konjunktur hatten, auch im Binnenland Schweiz.

Das Dissertationsprojekt untersucht die Entwicklung der und die Einflüsse auf die Dampfschiffproduktion zwischen 1837 und 1928 in den beiden Unternehmen Escher, Wyss & Cie. und Gebrüder Sulzer sowie die Impulse, welche von der Produktion und den Schiffen selbst auf die Dampfschifffahrt ausgingen und umgekehrt. Besonders die erstgenannte Firma vernetzte sich durch die Dampfschiffproduktion international, und mit dem damit einhergehenden Einstieg in den Weltmarkt erlangte sie ein weltweit geachtetes Renommee. Dampfschiffe blieben bei den Gebrüdern Sulzer dagegen stets ein Nebenprodukt. Dennoch ist der Schiffbau auch in diesem Unternehmen nicht zu vernachlässigen, weil er den Grundstein für die Produktion von Dieselmotoren legte, für welche das Unternehmen ab den 1920er Jahren weltberühmt werden sollte.